Kibbutz, Zichron Ya’akov und viele Feiertage

Yom Hashoah

Auf der Farm erlebten wir den Yom Hashoah am 27. Nisan ganz in Ruhe. Im ganzen Land heulten die Sirenen um 10 Uhr und alles stand für zwei Minuten still.

“In den Straßen bleiben Passanten stehen, Autofahrer halten ihren Wagen am Straßenrand an, um im Stillen den Opfern des Holocaust die Ehre zu erweisen. Alle Fahnen wehen auf Halbmast. An diesem Tag bleiben die Vergnügungsstätten in Israel geschlossen.

Die Fernseh- und Radioprogramme übertragen live die zentrale Gedenkveranstaltung in Yad Vashem und widmen während des ganzen Tages ihre Sendungen dem Thema Holocaust.”

Zitat aus: Holocaust-Gedenktag (embassies.gov.il)

Da standen wir nun zu dritt auf der Farm als Deutsche und hielten inne.

Katharina erzählte ihre Erlebnisse vom Vortag. Sie wurde unabhängig voneinander zwei mal herzlich in Israel willkommen geheißen, was sie sehr berührt hatte. Wie unglaublich schön ist es doch, zu erleben, wie die Juden in Israel uns mit so viel Liebe begegnen.

Aber sie gedenken und das mit dem ganzen Land, nicht nur bei entsprechenden Veranstaltungen, die natürlich auch stattfinden. Beeindruckend!

 

Von der Farm machten wir uns auf den Weg nach Ramat Hakovesh. Ganz Israel war schon mit Flaggen geschmückt, denn in der nächsten Woche standen noch zwei Feiertage an. Der Gedenktag der Gefallenen und Terroropfer “Yom Hasikaron” und der Unabhängigkeitstag “Yom Ha’atzma’ut”.

Der Jasmin blüht. Kann mal jemand eine Kamera erfinden, die den Wahnsinnsduft mit aufnimmt?

Aber zunächst ging es in den Kibbutz.

Der Flaschenbürstenbaum

Wir lieben die  Wochenenden hier.

Wie schön, dass wir hier nach 30 Jahren immer noch einfach so nach Hause kommen können.
Damals verbrachten wir hier die ersten Monate nach unserer Hochzeit.
Nach wie vor liebe ich die hübschen Blumen, die es hier immer an unterschiedlichsten Bäumen und Sträuchern gibt.
Hibiskushecken in allen möglichen Farben und Formen, unbeschreiblich schön, diese farbenprächtigen Blüten.
 
Aber auch die Erinnerungen, die in uns geweckt werden, wenn wir hier spazieren gehen.
Es gibt zwar nicht mehr so viele Zitrusplantagen, wie damals aber jeder hat in seinem Garten mindestens eine Sorte Zitrusfrüchte stehen.
Hier hatten wir damals containerweise Mandarinen vor unserer Tür stehen, die wir in Massen ausgepresst haben. In diesem Kibbutz wurde damals die Pomelo gezüchtet und die waren richtig groß, ca. doppelt so groß, wie die heute üblichen.
Unsere Hühnerfarm von damals existiert zwar nur noch als Gebäude aber dort haben wir die ersten 3 gemeinsamen Monate im Kibbutz verbracht.
 
Gegenüber die Avocadoplantage ist zu dieser Jahreszeit schon komplett abgeerntet. Hier haben wir uns damals jeden Morgen eine Avocado zum Frühstück gegönnt dazu Rührei von frischgelegten Eiern.
Am Shabbatmorgen fuhren wir zu der Gemeinde in Kfar Saba.
Es ist so schön Gemeinschaft mit ihnen zu haben.
Und auch hier war schon alles schön für den Unabhängigkeitstag geschmückt.
Bruchim Haba’im! Gesegnet sind die Kommenden. Bei uns sagt man “Herzlich Willkommen”
Was uns hier in der Gemeinde beeindruckt: das Opfer (die Kollekte) wird während des Lobpreises nach vorne zum Tisch gebracht. Jeder muss sich selbst aufmachen, um sein Opfer zu bringen. Es gehört zum Anbetungsteil. Ich finde das ist eine sehr starke Verbindung. Manchmal frage ich mich: “Was haben wir mit den Wurzeln unseres Glaubens gemacht in unserer christlichen Welt?”
Sehen wir den Zusammenhang überhaupt noch?
Die Gottesdienste sind hier so ein Segen.
Am Nachmittag machten wir noch einen Spaziergang durch den Kibbutz.
 
In dieser Woche gedenkt man in Israel der Gefallenen.
Der Kibbutz hatte sich in der Coronazeit etwas Neues einfallen lassen.
Allen Gefallenen zur Ehre wurden rund um den Kibbutz für jede Person eine Infotafel mit einer kleinen 🇮🇱-Flagge aufgestellt. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen ihr Leben für die Gemeinschaft lassen mussten und was aus dem Kibbutz geworden ist. Er feiert dieses Jahr seinen 90. Geburtstag.
Danach fuhren wir meinen Kollegen Aviad vom Jugendaustausch besuchen.
Es war ein freudiges Wiedersehen mit der ganzen Familie. Und wir wanderten am Abend bis es dunkel wurde.

Zichron Ya’akov – Yom Hasikaron

Diese Woche putzten wir erstmal unser Wohnmobil vor den Feiertagen.
Nach dem Sandsturm war es auch bitter nötig. Wir kamen nach Zichron Ya’akov, um an den Feierlichkeiten der Schule zum Yom Hasikaron teilzunehmen und da Ron einfach alles hat, was ein Camper braucht und er auch noch mit Hand anlegte, hatten wir schnell alles wieder schön blank.
Am Abend begann dann Yom HaSikaron, der Gedenktag für die Gefallenen und Terroropfer seit Staatsgründung. So etwas haben wir noch nie erlebt. Ich ging mit zu einer Gedenkzeremonie in Zichron.
 
Man hat extra einen großen Platz für das Gedenken in jedem Ort.
Auf dem Schild steht Jiscor – Gedenke Die rote Blume (Blut der Makkabäer), Symbol des Tages, weil es der Legende nach nur auf Böden wächst, auf denen jüdisches Blut vergossen wurde, um sein Land zu verteidigen.  (s.u.)

Und es versammeln sich so viele, als wenn der ganze Ort eine große Familie wäre. Jeder trägt ein weißes Oberteil. Leider brauchte man am Abend eine Jacke, so dass man es nicht so gut sehen kann

Hier in Zichron gedenkt man allein schon an 97 Opfer.
Und jeder ist irgendwie betroffen. Man holt die Flagge zu Musik auf Halbmast.

 

Es wird exemplarisch zu einzelnen Gefallenen
deren Lebensgeschichte und auch einige Lieder vorgetragen. Viele Soldaten sind nach Hause gekommen, um an ihrem Ort der Gefallenen zu gedenken.
Nach der offiziellen Feier geht es weiter.
Es werden überall weitere kleine Gedenkfeiern gehalten.
Wir gehen noch mit Ruth und Albert zu einer privaten Gedenkfeier für einen gefallenen ehemaligen Schüler. Man trifft sich mit der Familie und Freunden zum Singen in einem Park. Es gibt Tee und Kaffee und kleine Snacks.
Außerdem kann man sich Fotos des Verstorbenen anschauen.
Am nächsten Morgen besuchten wir die Gedenkfeier der Schule Atid Binyamina.
 
Man kann gar nicht beschreiben, was man empfindet. Es ist absolute Ruhe, was man von israelischen Schülern gar nicht kennt. Vor uns sitzen ca. 5 Reihen mit Familien, die betroffen sind. Jeder trauert auf seine Art. Bei den einen ist das Unglück schon einige Jahre her, bei anderen ist es ganz frisch. Aber wir haben das Gefühl, als wenn man sich diese Trauer tatsächlich für diesen besonderen Tag aufbewahrt.
Manche haben schweres Leid erlebt.
Auch hier wieder bekam jeder am Eingang einen Sticker: יזכור – Gedenke, steht darauf.
Als Symbol eine rote Blume, die man hier “Blut der Makkabäer nennt.
Es war so schön auch ehemalige Schüler unseres Austauschs anzutreffen, die heute in der Armee dienen und dieses Land verteidigen.
Danach gab es noch einmal einige Berichte von den Lehrern  in der Arena der Highschool.
Hier berichtet Aviad über einen ehemaligen Schüler.
Währenddessen heult plötzlich die Sirene los, denn auch heute steht wieder das Land für eine Minute still.
Aber die Sirene ist mega laut.
Nach der beeindruckenden Veranstaltung machten wir uns auf den Heimweg von Binyamina nach Zichron. Ist das schön hier. Zur Zeit blühen einfach überall die Stockrosen in grellen Farben. Sie haben mich schon so begeistert auf dem Highway 6. Dort ist der Mittelstreifen so schön Pink. Voller Stockrosen. Nur konnten wir leider nicht auf der Überholspur anhalten und ein Foto machen. 😉
Wir liefen ein kleines Stück den “Shvil Israel” (Israel Trail) und bogen dann wieder Richtung Zichron ab. 😉
 
Mich begeistern hier immer wieder diese vielfältigen Blumen.
 
Und so große Pusteblumen gibt es bei uns auch nicht 😍
 
Auch hier oben auf den Vorläufern des Carmel gibt es einige Ausgrabungen, wie z.B. dieses römische Dampfbad. Hier gab es verschiedene Pools der Römer von Cäsarea.
Ansonsten ist der Tag weiter von Trauer geprägt. Es gibt verschiedene Zeremonien und viele gehen zu den Friedhöfen. Aber heute Abend um 20 Uhr ist das zu Ende. Dann feiert man die Staatsgründung Israels und damit den 74. Geburtstag.

Yom Ha’atzma’ut – Unabhängigkeitstag 2022

Was für ein Erlebnis, wenn man nach so vielen Jahren mal wieder an diesen Feierlichkeiten vor Ort ist und mitfeiern kann.
Um acht Uhr abends wird die Trauer abgestellt und das Feiern der Unabhängigkeit Israels beginnt.
In diesem Jahr feierte man Israels 74. Geburtstag.
Am Abend besuchten wir Freunde in Or Akiva, die wir erst vor kurzem hier getroffen haben. Gaaaanz nett war es mit euch ihr Lieben.
Früh morgens fuhren wir dann los zum Gemeindeausflug der Gemeinde aus Kfar Saba, die wir schon eine Weile kennen.
Es war schön, einen ganzen Tag miteinander im Baptist Village Petach Tikva zu verbringen.
Nach und nach trudelten die Leute ein und bereiteten schon Stühle und Tische und vor allem “den Grill” vor. Am Unabhängigkeitstag wird hier in Israel überall gegrillt. Das Land ist eine große Rauchwolke.
Dann gab es eine lange Worship-Zeit und danach eine Zeremonie (Tekkes) zum Unabhängigkeitstag.
 
Sehr bereichernd zu sehen, wie die Gemeinden sich über die Staatsgründung und den damit verbundenen Geburtstag Israels freuen. Es wurde gesungen und die Verheißungen der Bibel zur Staatsgründung vorgetragen.
Zum Schluss wurde noch die Hatikva gesungen und dann wurde der Grill angemacht.
Eine ganze Gruppe Ukrainer, die geflüchtet sind, sind seit kurzem dazugekommen. Leider müssen die Männer der Familien immer noch das Land verteidigen. So sind die Familien zerrissen.
Die Kinder spielten Fußball und freuten sich. Es gab eine besondere Geburtstagstorte, die Frauen aus der Gemeinde gebacken hatten. Sie war tatsächlich auch noch mega lecker.
Außer uns war noch eine große Gruppe arabischer Baptisten im Village, die auch den Feiertag für ein großes Picknick nutzten.
Vielen Dank ihr Lieben, dass wir mit euch allen feiern und gedenken durften.